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Fahrtroute Nordamerika 2024

Wahrlich sehenswert: die Wüsten des Westens

USA


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Nov 08 2024

Icon Lone Rock Beach - Lake Powell (Utah, USA) (GPS: 37°00,896'N; 111°32,132'W)


Am Lone Rock schmeckt das Frühstück.

Den Lone Rock Beach bei Page/Arizona hatte ich mir schon beim letzten Besuch als Basislager ausgesucht, um von hier aus die Must-Sees dieser Region zu erkunden: die Cottonwood-Road, die Grand-Staircase-Escalante-Region, den Bryce Canyon NP und natürlich den Grand Canyon [siehe hier  und hier ]! Will ich meinem Reisemotto treu bleiben, muss ich mir diesmal andere Highlights heraussuchen. Nur gut, dass es gerade im Grenzgebiet Arizona - Utah (der Camp liegt direkt auf der Grenzlinie) mehr davon gibt, als man an seinen zehn Fingern abzählen kann! Eine wirklich sehenswerte Ecke, wenn nicht die sehenswerteste in den ganzen USA!

Schade nur, dass der Winter schon wieder mit aller Macht ins Land zieht - es ist Anfang November! Und die Höhenlagen hier sind alles andere als Flachland! Dazu bläst ein eisiger Nordwind und nachts ist der Himmel sternenklar, sodass der Boden gehörig auskühlt. Nachtfrost ist an der Tagesordnung! (Gerade lese ich, dass es vor exakt zehn Jahren hier genauso kalt war! emoticon)


Die Kulisse am Lone Rock Beach ist einfach umwerfend …

Tief eingemummt (das Foto oben stammt von der letzten Tour) mache ich mich also auf zu einer kleinen Rundtour zu den Sehenswürdigkeiten, die ich das letzte Mal links liegen gelassen hatte. Allen voran der Zion National Park.


'Snørre' war mal eine Feuerwehr …

Vorher jedoch gibt es noch einiges zu ratschen! Dany und Dennis, meine Strandnachbarn sind mit einer betagten MB-1224-Feuerwehr auf Tour, die auf den Namen 'Snørre' hört. Ihr Ziel - wie das vieler anderer - ist Südamerika. Ihre Reise­impres­sionen teilen sie aber nicht nur in den üblichen Social Media, sondern auch in einem Projekt, bei dem Grundschüler in Deutschland jeden Monat einen Tag lang quasi an Bord von 'Snørre' mitfahren dürfen, um Interessantes über das aktuelle Reiseland zu lernen. Erdkundeunterricht der besonderen Art! Toni, ein fast lebensgroßer Teddybär gibt dabei den stets gut informierten Lehrer!


Toni, der Teddybär …

Wir haben uns viel zu erzählen. Sehr viel! Nach vier Tagen und zwei Flaschen Rotwein ist schließlich klar: nach dreißig Jahren sind sie die ersten Traveller, mit denen ich mich wirklich verstehe. So viele Parallelen, so viele Gemeinsamkeiten! Nicht umsonst trägt ihre Webseite den vielsagenden Namen Offroadminds . Denn genau das sind sie: Mindsets, die sich in der europäisch-deutschen Gesellschaft so wohlfühlen wie ein Offroad-Quad auf der Autobahn! Welch ein Zufall! Natürlich verabreden wir ein weiteres Treffen auf der Baja California!

Vorher jedoch muss ich haarklein berichten, wo es mir in den Staaten am besten gefallen hat. Was ganz gut passt, denn so kann ich es hier gleich niederschreiben: emoticon

 

"Du sollt den Tag nicht vor dem Abend loben!"

Im letzten Blog hatte ich mich ein wenig über die Schwierigkeiten bei der Nachtplatzsuche ausgelassen. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich finde. Doch wie lautet gleich wieder das zwölfte Gebot: "Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben!" oder im Umkehrschluss: "Du sollst die Reise nicht vor dem letzten Tag verteufeln!"


An Regeln mangelt es auf keinem Campground!

Alles, worüber ich mich damals mokiert hatte, kann ich allerdings nicht zurücknehmen, denn die Platzsuche in den Nationalparks ist nach wie vor ein einziger Aufreger! Inzwischen mache ich nur noch einen großen Bogen um diese Art von Sehenswürdigkeit. Schade eigentlich, aber ohne (teils monatelange) Vorausreservierung ist dort einfach kein Platz zu bekommen! Zum wiederholten Mal wurde mir beschieden, ich möge mich gefälligst über das landesweite Portal www.reservations.gov  anmelden. Erholung auf dem Campground - staatlich reglementiert!


An Campingplätzen herrscht kein Mangel!

Das bedarf aber nicht nur einer Internetverbindung (machbar über Skylink für 150USD pro Monat oder in den Städten bei einigen Fast-Food-Ketten), sondern kostet 8USD pro Reservierung zuzüglich der eigentlichen Campgebühren (meist 20…40USD). Vor allem aber bedarf es einer peniblen Vorausplanung: Wann werde ich wo sein? Will ich dort nur eine Nacht bleiben? Oder drei, vier Tage? Wie ist das Wetter? Gibt es viel zu sehen? Ich weiß nicht, wie andere Reisende das handhaben, mir ist das einfach zuwider!


Der Blick vom BLM-Camp ist grandios!

Bei den übrigen Plätzen (betrieben bzw. eingerichtet von N.F. bzw. BLM) hat sich die Lage dagegen ein wenig entspannt. Zum einen habe ich mich daran gewöhnt, zum anderen gibt es im weniger dicht besiedelten bzw. landwirtschaftlich genutzten Süden deutlich mehr freie respektive erschwingliche Plätze! Seit New Mexico liegen die Plätze zudem landschaftlich weit reizvoller und nicht mehr unmittel­bar neben der Straße. Dort lässt es sich schon eher aushalten! Dafür stecke ich abends gerne fünf oder zehn Dollares in einen Umschlag und versenke ihn in einem schwer gesicherten Stahlrohr! Ja, so läuft die Bezahlung hier - obwohl oft ein Host (Platzwart) vor Ort ist, der nach dem Rechten sieht! Hier zumindest macht das Reisen wieder Spaß!


Badlands in Norden New Mexicos.

 

Taos Pueblo


Ganz aus Adobe: die 'Festung' Taos Pueblo.

Pueblo heißt übersetzt nicht mehr als 'Dorf' - das 'Dorf der (Indigenen vom Stamme der) Taos' also. Keine zehn Fahrminuten von dem netten Städtchen Taos im hohen Norden New Mexicos entfernt. Mit mehr Einwohnern als ein durchschnittliches Alpendorf kann Taos Pueblo jedoch nicht aufwarten. Einhundertfünfzig sollen es sein, rechnet man die zahlreichen Künstler mit ein … und die, die sich dafür halten. Doch das Sehenswerte hier sind nicht die Menschen - von denen sieht und hört man nichts! - sondern die Architektur! Adobe heißt das Schlagwort, die bekannte Mischung aus Baatz und Stroh, aus dem in den heißen Ländern dieser Welt die Häuser errichtet werden: weil es billig ist und weil es die Hitze draußen hält!


Der Rio Pueblo de Taos entspringt im Blue Lake

So hübsch das Dorf anzusehen ist, so überschaubar ist es auch: um einen großen Platz - durchschnitten vom Flüsschen Rio Pueblo de Taos - scharen sich zwei beinahe identische 'Festungen' mit jeweils drei- bis vierstöckigen Lehmbauten (genannt North House bzw. South House). Daneben gibt es eine kleine Kirche und einen großen Friedhof. Umgeben ist das Ganze von einer Sammlung alter Wellblechhütten sowie atypischer, weil adobefreier Mobile Homes.


Ob die Dame im Pueblo wohnt?

Die eine Hälfte des inneren Pueblos hätte das Prädikat 'Schaudorf' verdient, hübsch herausgeputzt mit einen halben Dutzend Läden indigener Künstler; die andere Hälfte umfasst das 'Wohndorf', wo die Menschen tatsächlich ihrem Leben nachgehen - ganz ohne Touris. Aber selbst im Schaudorf darf man nicht hinter die Kulissen … ähm, dicken Mauern … blicken: das Innere der Häuser ist für Fremde absolut tabu! Ungeschriebene Stammesregeln! Wie die Menschen hier leben, ist also kaum auszumachen. Einzig ein paar Künstler gestatten einen Blick in ihre winzigen Läden … in denen es erfrischend kühl ist - trotz 30 Grad draußen.


San Geronimo ist schon die dritte Kirche …

Ein paar interessante Details verrät das magere 'Infoblatt', das man nach Zahlung von 25 USD Eintrittsgeld erhält: die San Geronimo Church - benannt nach dem Heiligen des Taos-Stammes ist schon die dritte ihrer Art. Das erste Kirchlein wurde 1619 errichtet - von spanischen Missionaren. 1680 sollte das Joch der spanischen Besatzer jedoch abgeschüttelt werden - und mit ihr das der Kirche! Als die Spanier zwölf Jahre später doch wieder das Sagen hatten, errichteten sie die Kirche wieder - neuer und größer. Schließlich - während des großen Kriegs zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten (1847) - suchten in dem Gotteshaus viele Männer, Frauen und Kinder Schutz, wurden aber von der US-Armee gnadenlos niedergemacht - so wie die Kirche selbst. Die Überreste - den verfallenen Kirchturm und den riesigen Friedhof - darf man heute nur aus der Ferne bewundern. 1850 folgte schließlich der dritte Anlauf fürs Kirchlein - bislang erfolgreich.


Vor der 'Festung' von Taos Pueblo reihen sich Trockengestelle

In den 'Hornos' wird mit Zedernholz leckeres Brot gebacken.

Bis zu vier Stockwerke wurden übereinander gezimmert …

Genial: das Dach des Erdgeschosses bildet Veranda und Freisitz.

Es hat den Anschein, das Volk der Taos war schon immer etwas … ähhhm … aufmüpfig! Neben dem Bürgermeister wird noch heute jedes Jahr ein sogenannter Warchief gewählt! Schließlich gilt es, das riesige Stammesgebiet zusammenzuhalten. Und das ist nicht eben klein: 100.000 Acres (405 km²), vorwiegend in den Sange de Christo Mountains gelegen, wo die Männer gewöhnlich jagen und fischen. Viele haben sich jedoch auch friedlicheren Beschäf­tigungen zugewandt: indigener Schmuck, Lederarbeiten oder etwas infantil anmutende Gemälde werden in den wenigen Läden feilgeboten, in denen man den Künstlern über die Schulter schauen darf. Zumindest wird hier kein ›Made in China‹ verkauft! Die Preise allerdings sind auch nicht ohne!


Genial: das Dach des Erdgeschosses bildet Veranda und Freisitz.

Der Rio Pueblo de Taos teilt das Dorf in zwei Hälften

Die Einwohner sind allesamt Künstler …

Andenken-/Kunstladen in Taos Pueblo.

Dorf bei Tafraoute in Marokko

Eine Frage bleibt am Schluss jedoch unbeantwortet: warum hat es gerade dieses - zwar durchaus sehenswerte, aber eher unscheinbare - Dorf zu UNESCO-Ehren gebracht? Würde man die gleichen Maßstäbe an die Dörfer Marokkos bzw. Nordafrikas anlegen, müsste dort jedes zweite Dorf unter UNESCO-Schutz stehen! Auch dort wird - fast ausschließlich - mit Lehm und Stroh gebaut, auch dort wachsen die verschachtelten Häuser in den Himmel und auch dort findet man jede Menge Künstler (einschließlich Lebenskünstler). Warum also steht Taos Pueblo auf der Welterbeliste - und Ingherm oder Tafraoute nicht?

 

Los Alamos


Einstmals geheimster Ort der USA: Los Alamos

Los Alamos, die Stadt der Pappeln wie sie übersetzt heißt, hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Irgendwo in der Wüste hätte ich sie verortet, aber nicht hier oben in den Bergen New Mexicos! 2200m zeigt der Höhenmesser, als ich in das schmucke und pieksaubere Städtchen einrolle. Welch ein Kontrast zur bisherigen 'Wildwest­romantik'! Rund um die Stadt tun sich tiefe Canyons auf - was zumindest erklärt, warum sie nicht auch noch durch Stachel­drahtzäune gesichert ist. Hier kommt keiner hinein! - außer über die schmale Serpentinen­straße … und nach eingehender Sicherheitsüberprüfung. Zumindest war das damals so, heute zeugt nur noch das Dutzend weißgetünchter Kontrolltürme davon, dass ich mich in einer der vormals geheimsten Städte Amerikas aufhalte. Es gab sie einfach nicht, auf keiner Landkarte war sie verzeichnet und einen Namen trug sie auch nicht. Man nannte sie nur 'the hill', den Hügel.


Penible Sicherheitskontrollen …

Den Grund für die Geheimniskrämerei kennen wir inzwischen: hier wurde die erste Atombombe entwickelt. Die ersten Atombomben sollte man korrekterweise sagen, denn es waren zwei ganz unterschiedliche Typen, die da gebaut wurden. Dazu später mehr. Tja, vor achtzig Jahren wurde hier tat­säch­lich Weltgeschichte geschrieben! Nach Nagasaki und Hiroshima wurde die Welt eine völlig andere. Konnte man vorher die Opfer eines Krieges - im übertragenen Sinn - an einer Hand abzählen, so kann man seither mit einem Fingerschnipp die gesamte Menschheit auslöschen! Dutzendfach! Hundert­fach!


Das berühmte Schreiben von Albert Einstein …

Ironischerweise war es Albert Einstein, ein Pazifist durch und durch, der den Anstoß dazu gab. Nach der Machtergreifung der Nazis schrieb er einen eindringlichen Brief an US-Präsident Theodore Roosevelt, in dem er vor einer neuartigen Waffe mit nie dagewesener Zerstörungskraft warnte, die die Deutschen bauen könnten. Erst vor kurzem war die Spaltung von Uran im Labor getestet worden - erfolg­reich! Deutsche Physiker und Chemiker zählten damals zur Weltelite - wir kennen ihre Namen aus dem Physik- und Chemieunterricht: Werner Heisenberg, Niels Bohr, Wolfgang Pauli, Max Born, Enrico Fermi, u.a. - und den Nazis war Alles zuzutrauen. Einsteins Angst war also so unbegründet nicht!


General Leslie R. Groves …

Roosevelt biss tatsächlich an … unter größter Geheim­haltung wurde das »Manhattan Projekt« aus dem Boden gestampft - so getauft, weil die ersten Labors noch mitten in New York standen! Ein gewisser General Leslie R. Groves - er hatte gerade den Bau des Pentagon abgeschlossen - wurde als Projektleiter eingesetzt. Eine gute Wahl, wie sich bald zeigen sollte.


Der charismatische Robert Oppenheimer in jungen Jahren

Der erste Wissenschaftler, den er an Bord holte war J.Robert Oppenheimer, ein charis­matischer, zudem deutschstämmiger Profes­sor, der u.a. in Göttingen (Institut für Quanten­mechanik von Max Born) studiert sowie in Leiden (Niederlande), Zürich, Berkley und an der renommierten CALTECH gelehrt hatte. Ein Mann, der wusste, wovon er sprach … und als Jude genauso große Angst vor den Nazis hatte wie Einstein. Dazu eine Art 'Universal­gelehrter', vielseitig, zupackend, ein Macher eben! Seit seiner Zeit in Leiden nannten ihn seine Kollegen auch gerne Oppie. [1]

Der ideale Ort, um an einer Atombombe zu basteln - anders kann man nicht ausdrücken, was damals passierte - war das Zentrum von New York natürlich nicht! Also musste eine neue Forschungsstätte her - weit weg von Allem, gut geheim zu halten und gut zu sichern … aber attraktiv genug, um die führenden Wissenschaftler, die dort arbeiten sollten, nicht zu vergrätzen. Auch hier wusste Oppie Rat: New Mexico war seine zweite Heimat, er kannte die richtige Location: das Pajarito Plateau. Dort gab es Platz, viel Platz, Arbeitskräfte waren billig, die Berge einladend … und die echte Wüste lag vor der Haustüre: zum Testen der neuen Waffe eine absolutes Muss!


Theorie ist aller Anfang.

Bis es allerdings soweit war, gab es viel zu tun! Die Kernphysik lernte gerade erst das Laufen, anfangs ging es schleppender als schleppend voran - auch, weil keiner der Eingeweihten die Tragweite des Projekts auch nur entfernt abschätzen konnte. Grundlegende Kenntnisse wie etwa die sogenannte kritische Masse (bei der die Kernspaltung mehr Energie freisetzt als sie verbraucht, d.h. die Kettenreaktion ohne weiteres Zutun abläuft) waren unbekannt und wie man Uran bzw. Plutonium zur Detonation bringen kann, war ein gänzlich ungelöstes Rätsel.


Die hochgeheimen Labors von Los Alamos zu Kriegszeiten …

Oppenheimer versammelte also die führenden Physiker, Chemiker und Techniker des Landes um sich, in Spitzenzeiten über zwölfhundert Mann - dazu eine einzige Frau: Frances Dunne, eine Spreng­stoff­expertin. Tja, so war das in den 1940-ern! Dazu (mindestens) die gleiche Anzahl Militärs und Hunderte von Sicherheitskräften! Sie alle zogen mit ihren Familien auf den Hügel, um völlig abgeschottet und unter höchster Geheimhaltung an dem neuen Ding zu arbeiten, das nur The Gadget - die technische Spielerei - genannt werden durfte. Spätestens 1942 war Los Alamos ein richtige Stadt - eine, von der niemand etwas ahnte. Selbst die Nachbarn unten in Española wussten nicht, was oben, auf dem Hügel passierte; einzig in Sante Fe, dreißig Meilen entfernt, existierte eine kleine Poststelle.


Simple Rechenmaschinen für komplizierte Gleichungen!

Zeitgleich wurden in Hanford (Washington) und Oak Ridge (Tennessee) zwei Großfabriken aus dem Boden gestampft, in denen angereichertes Uran respektive waffenfähiges Plutonium produziert werden sollte - in nicht unerheblichen Mengen, ausreichend für vier Bomben (von denen man nicht einmal wusste, wieviel Material sie eigentlich benötigten)! Von Anfang an setzte man auf zwei Pferde, denn weder Uran noch Plutonium konnte man so richtig einschätzen! Alles, alles war Neuland! Unterm Strich entspann sich ein Prozess, der Jahre dauerte, von Rückschlägen gebeutelt war … und Unsum­men Geld verschlang: nach heutigem Maßstab 45 Milliarden US-Dollar! Doch Projekt Manhattan genoss allerhöchste, präsidiale Priorität! Man musste schneller sein als der Feind!


Die 'Trinity' genannte Plutonium-Bombe.

Nach vielen Monaten konnte die geballte Manpower erste Erfolge vorweisen. Eines jedoch wurde schnell klar: die beiden Ausgangs­stoffe - Plutonium und Uran - reagierten völlig unterschied­lich. Beim Uran brauchte man nur - sehr vereinfacht ausgedrückt - die eine Hälfte der kritischen Masse auf die andere zu schießen, schon macht es Bummm (wird folglich gun-type getauft). Beim Plutonium funktionierte das jedoch nicht. Ein neuer 'Zündmechanismus' musste her! Schon wieder ein verheerender Rückschlag!


Test der 'Trinity' (Plutonium-Bombe) in der Wüste New Mexicos.

Dabei lief allen die Zeit davon. Hatten die Wissenschaftler zuvor schon unter mächtigem Zeitdruck gearbeitet - etwas, was ein Wissenschaftler gar nicht mag! -, so wurde die Zeit nun wirklich knapp. Wir schrieben Juli 1944, die Invasion in Europa ging erfolgreich vonstatten, von Hitler drohte kaum noch Gefahr. Nur die Japaner im Pazifik waren noch immer nicht zu stoppen (Pearl Harbour, Philippinen, Guam, Schlacht um Midway). Doch in Los Alamos dauerte es noch ein weiteres Jahr, bis man die Zündung des Plutoniums (implosion-type) endlich in den Griff bekam.

Danach ging alles Schlag auf Schlag (wir schrieben bereits 1945) [2]:

  • 07. Mai: eine Woche nach Hitlers Selbstmord kapituliert Nazi-Deutschland;
  • 16. Juli: »Trinity«, eine Testbombe (Plutonium) wird erfolgreich gezündet;
  • 26. Juli: Präsident Truman [3] versucht in Potsdam, die Japaner unter Hinweis auf eine neue Waffe zum Einlenken zu bewegen;
  • 06. August: die erste (Uran-)Bombe »little boy« detoniert über Hiroshima;
  • 09. August: die zweite (Plutonium-)Bombe »fat man« detoniert über Nagasaki;
  • 14. August: Japan kapituliert;
  • 02. September: Japan unterzeichnet die Kapitulation. Der zweite Weltkrieg ist zu Ende!


Nagasaki nach dem Bombenangriff.

Jeder der beiden Bomben »little boy« und »fat man« hatte eine Sprengkraft von 15.000 bis 20.000 Tonnen TNT - was immer man sich darunter vorstellen kann! Die Zahl der (un­mittel­baren) Opfer belief sich auf mindestens 100.000 - vorwiegend Zivilisten! In den Folgejahren verdoppelte sich die Opferzahl durch Strahlungsschäden, die Spätschäden sind bis heute nicht abzusehen. Welch eine Bilanz!

Das vielleicht Erschreckendste daran ist jedoch, dass Präsident Truman nie einen Befehl zum Abwurf gegeben hatte. Seine Anweisung "Macht sie (die Bombe) so schnell wie möglich einsatzbereit!" deuteten die Militärs kurzerhand in "Setzt sie so schnell wie möglich ein!" um.

Die Deutschen hingegen konnten sich glücklich schätzen, dass die Bombe nicht rechtzeitig fertig wurde. Denn in erster Linie war sie ja für Deutschland bestimmt! Mannheim, Ludwigshafen und Berlin waren als Ziele längst ausgesucht!


Ground Zero in Hiroshima …

Ich frage mich, wie Wissen­schaftler diese Fakten mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten und noch heute können. Dass Politiker und Militärs keines haben, ist ja hinlänglich bekannt! Gerechterweise muss man erwähnen, dass nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands (also noch vor dem Abwurf über Hiroshima und Nagasaki) einige der beteiligten Wissenschaftler die Notwendigkeit solcher Waffen grundsätzlich in Frage stellen - hinter vorgehaltener Hand. Ins offizielle Protokoll schaffen es diese 'Nestbeschmutzer' jedoch nie! Andere plädierten für einen ersten Abwurf über unbewohntem Gebiet, um den Japanern die Gefahr vor Augen zu führen - abgelehnt! Wieder andere führten später an, dass die Bomben -zigtausend amerikanischen GIs (angeblich bis zu 230.000) das Leben gerettet hätten! Auch eine Sichtweise! Der Krieg jedenfalls war fürs erste beendet!


Oppie in seinen späten Jahren …

Politiker und Geheimniskrämer wären aber keine Politiker und Geheimniskrämer, wäre die Geschichte damit schon zu Ende. Oppie, der geniale Kopf, wurde nach seinem (aus US-Sicht) grandiosen Erfolg regelrecht demontiert: am 16. Oktober 1945, zwei Monate nach dem Ab­wurf wurde er in Los Alamos gefeuert, J.Edgar Hoover, Präsident des FBI, warf ihm kommunistische Gesinnung vor, 1949 wurde er als mutmaßlicher Spion vor den Untersuchungsausschuss gezerrt, 1954 bescheinigte ihm die AEC, die Atomic Energy Commission, die er selbst ins Leben gerufen hatte "substantial defects of character!" Der Held von einst wurde zur Persona non grata! Erst 1963 wurde er rehabilitiert: man erkannte ihm den Enrico-Fermi-Preis zu.


Die Modelle regen noch heute zum Nachdenken an!

Dass die Arbeiten in Los Alamos - und anderswo - ungebremst weitergingen, wissen wir alle. Unzählige neue Bomben wurden entwickelt - größer, besser - und noch verheerender. Natürlich zog die UdSSR - der neue Feind - nach [4], wenig später auch China, gefolgt von den übrigen 'Großmächten'. Über Nacht entwickelte sich der Kalte Krieg und mehr als einmal stand die Menschheit am Abgrund einer Apokalypse. Nur das Gleichgewicht des Schreckens hielt die Machthaber dieser Welt davon ab, den roten Knopf zu drücken! Doch was passiert, wenn diese Technologie in die Hände skrupelloser Terroristen gerät? Oder schlichtweg ein Unfall passiert? Die Folgen mag man sich gar nicht ausmalen!

Ungeachtet dessen wird heute in Los Alamos weiterhin geforscht. Los Alamos National Laboratory (LANL) heißt die Einrichtung, hat 16.000 Angestellte und ein Budget von 4,65 Milliarden US-Dollar jährlich! Vieles davon ist geheim, ein Großteil fließt in die Entwicklung neuer Waffensysteme, daneben wird noch ein bisschen im medizinischen Bereich und zu regenerativen Energien (Algen) geforscht. Zu sehen ist von all dem wenig, vieles findet unterirdisch statt, bemerkenswert ist jedoch, dass das LANL mehrere hundert Quadratkilometer der wundervollen Berglandschaft rund um Los Alamos mit Beschlag belegt hat. Selbst Wandern ist dort nur mit Sicherheitsausweis möglich!


Nach so viel Geschichtsunterricht …

Ich selber bin nach dem Besuch der Stadt einigermaßen ernüchtert, obwohl ich die Fakten längst kannte. Doch an einem Ort zu stehen, an dem so weitreichende Weltgeschichte geschrieben wurde, ist schon eine besondere Erfahrung! Die beiden Museen, das Historische Museum und das Bradbury Science Museum vermitteln zwar einen halbwegs objektiven Eindruck der damaligen Aktivitäten und Hinter­gründe (natürlich aus Sicht der USA), trotzdem geht mir der Besuch mächtig unter die Haut! Vor allem, weil ich einen Großteil der Folgen am eigenen Leib miterleben durfte! Nein, Nagasaki und Hiroshima blieben mir zum Glück erspart, aber der Kalte Krieg, die atomare Bedrohung und das irrsinnige, unmenschliche Wettrüsten haben einen Gutteil meines Lebens (mit-)bestimmt! Das muss ich jetzt erst einmal verdauen!

 

Pfui Deibel: brackiges Wasser

Ein delikates Episödchen aus dem Leben eines Rumtreibers möchte ich euch nicht vorenthalten. Eines Tages könnte es auch euch treffen …


Viel kostbares Nass …

Seit ein paar Tagen wundere ich mich, dass bei der Morgentoilette die Seife nicht mehr richtig schäumt. Beim Füllen des Teekessels hingegen wabert mir eine Duftwolke entgegen, die irgendwo zwischen Männerklo und Fischfabrik angesiedelt ist. Dass der Tee anschließend nicht sonderlich mundet, muss ich nicht erwähnen. Dabei sieht das Wasser durchaus sauber aus, auch bei genauerem Hinsehen ist keinerlei Trübung zu erkennen. So etwas ist mir noch nie passiert - nicht einmal in Feuerland, wo ich einmal - mangels anderer Quellen - direkt aus einem See hatte bunkern müssen! Jedenfalls muss ich dem Phänomen auf den Grund gehen! Schließlich schütte ich das kostbare Nass jeden Tag literweise in mich hinein! (Nein, ich kaufe zum Trinken oder Zähneputzen kein - teures und gewichtiges - Mineralwasser; stattdessen achte ich penibel darauf, nur 'gutes' Wasser zu bunkern.)


Wasserversorgung Lady Grey

Um das eklige Phänomen zu erklären, muss ich kurz ausholen. Im Bild rechts seht ihr, wie mein Wassersystem aufgebaut ist: zwei Brauchwassertanks, jeder mit einer eigenen Pumpe, nachge­schaltet ein zweistufiger Wasserfilter, wie er auch im Hausbereich eingesetzt wird. Danach geht es zu den Wasserhähnen bzw. zum Warmwassertank. Gefüllt werden die Vorratstanks - ausschließlich! - über einen 50μm-Vorfilter, um mögliche Schwebstoffe fernzuhalten - egal, ob das gezapfte Nass aus der Wasserleitung kommt oder aus einer anderen Quelle. Das System ist einfach - auch wenn's auf den ersten Blick nicht danach aussieht - und redundant. Heißt, wenn ein Tank undicht wird oder eine Pumpe defekt ist, käme ich mit der verbleibenden Hälfte gut über die Runden. Wasser ist schließlich eines der wichtigsten 'Güter' - an Bord genauso wie überall in der Welt! [5]

In diesem System ist nun aber irgendetwas faul. Riecht zumindest so.


Derart verschmutzt waren die Brauchwasserfilter nur einmal!

Der erste Verdächtige ist der Warmwasserboiler. Was, wenn sich dort Legionellen abgesetzt haben? Dann müsste ich allerdings längst krank sein - oder mehr. Denn ich trinke das Nass gewöhnlich direkt aus der Leitung- respektive mit einem leckeren Geschmackspulver (Bolero ) versehen aus dem Kühlschrank! Der Boiler scheidet also aus. Nächster Kandidat sind die zwei Haushalts-Filter, doch auch die sind sauber, um nicht zu sagen 'porentief rein'! Selbst neue Filtereinsätze bringen keine Besserung. Es kann also nur an den Brauchwassertanks liegen. Sind sie etwa versifft? 'Wohnmobilisten' - ihr wisst schon, die mit den weißen Kisten - säubern ihre Tanks meist vor dem Winterlager - oft mit viel Chemie. Mangels Winter entfällt das bei mir. Sollte sich dort eine Algenschicht angesammelt haben, wie so oft berichtet wird?


Das Innere der Wassertanks …

Ein Blick in den gerade leeren Tank zeigt: kein Schleim, keine Algen, allenfalls ein paar Körnchen eines weißen Materials, vermutlich Kalk. Auch das verbliebene Wasser in diesem Tank riecht in keiner Weise unappetitlich. Und wie sieht das im gerade aktiven Tank aus? Notgedrungen muss ich die verbleibenden 120 Liter abpumpen - ein herber Aderlass. Doch prompt weht mir wieder dieser unappetitliche Duft entgegen. Es muss also das Wasser selbst sein, das derartig modrig, brackig und abgestanden riecht! Genauer gesagt: stinkt! Der Tank selber schaut übrigens aus wie der andere auch: beinahe klinisch sauber - und das nach zehn Jahren ohne große Säuberungsaktion! Zu verdanken habe ich das vermutlich dem absolut lichtundurchlässigen Material (Algen brauchen Licht zum Wachsen) sowie der peniblen Vorfilterung bei jedem Auffüllen.


Gleich neben dem ominösen Wasserhahn …

Doch wo habe ich das faulige Wasser nur gebunkert? Das Logbuch verrät, dass es vor vier Wochen auf dem Cottonwood Camp, oben im Th.Roosevelt Nationalpark (North Dakota) war. Ich erinnere mich gut: ein dünnes Rohr samt Wasserhahn ragte da aus dem Boden - gleich neben dem ausgetrockneten Flusslauf -, daran ein feuerrotes Schild »Potable Water« - Trinkwasser. Schon damals war ich skeptisch gewesen, doch der Ranger hatte hartnäckig bestätigt: "Yes, the water is clean - you can drink it!" Also den leeren Tank aufgefüllt - zum Glück nur den einen. Genau dieses Wasser ist es nun, dass so penetrant müffelt! Das mir seit Tagen den Tee vermiest und morgens nur an Katzenwäsche denken lässt! Igitt!!! Jedenfalls bin ich heilfroh, dem Phänomen endlich auf die Schliche gekommen zu sein!


Wasserbunkern auf dem Wild Rivers Camp

Akribisch wische ich die letzten Reste der stinkenden Brühe aus dem Tank. Danach ab zur Zapfstelle des hiesigen Camps: astreines Bergquellwasser sprudelt dort aus dem Hahn. Sogar der morgend­liche Tee schmeckt damit wieder, wie ich im Vorfeld schon gecheckt habe. Also: beide Tanks randvoll mit dem kostbaren Nass! Auf dass ich zwei Monate wieder Ruhe - und meinen leckeren Tee - habe!

Was lernen wir daraus?

  1. Zwei getrennte Wassertanks sind Gold wert! Falls ihr doch einmal 'schlechtes' Wasser erwischt, ist damit nicht gleich der gesamte Vorrat kontaminiert! Und falls ein Tank leckt … siehe oben!
  2. Beim Aufbunkern kann man nicht vorsichtig genug sein; lieber zweimal überprüfen, ob das Nass auch wirklich 'sauber' ist! (eine praktikable Methode kann ich euch allerdings nicht empfehlen); in Mexiko musste ich sogar einmal an einer 'Mineralwasserfabrik' auftanken, weil nichts anderes zu finden war. 360 Liter haben umgerechnet 2€ gekostet: ein geringer Preis für leckeren Tee - und meine Gesundheit!
  3. Die Größe der Tanks (2x 180 l) ist ebenfalls hilfreich: ihr müsst nicht alle paar Tage nach einem Wasserhahn Ausschau halten.
  4. Die Brauchwassertanks sollten aus lichtdichtem Material bestehen; die Tanks der 'Wohnmobilisten' sind durchweg aus durchscheinendem Plastik, um optisch den Füllstand kontrollieren zu können. Das macht die jährliche Säuberung geradezu zwingend.

 

Million Dollar Highway

Nördlich von Durango (Colorado) erstreckt sich auf hundert Meilen (160km) die bislang landschaftlich ansprechendste und gleichzeitig interessanteste Straße Nordamerikas: der Million Dollar Highway. Diesen ebenso ulkigen wie vielversprechenden Namen kann man auf ganz unterschiedliche Weise interpretieren:

  1. Der Highway führt mitten durchs Hochgebirge, über drei Pässe oberhalb 3000 Meter und war entsprechend teuer zu bauen;
  2. Die luxuriösen Villen, die sich im Tal des Animas River an die Felswände schmiegen, sind wohl kaum unter einer Million Dollar zu haben;
  3. Die Schätze an Gold, Silber und hochwertigen Erzen, die am Ende des Tals und rund um den Red Mountain gefördert wurden, gingen locker in die Millionen, wenn nicht Milliarden.
  4. Die Anzahl der Touris, die sich jedes Wochenende dort oben tummeln - egal, ob mit dem PKW, dem Pickup, dem OHV oder zu Fuß -, geht sicher auch in die Millionen!

Egal, wonach der Highway tatsächlich seinen Namen hat, die Strecke - vielleicht verbunden mit der Rückfahrt über Telluride, Ophir und das Tal des Dolores River - wäre eine eigene Reise wert! Und weil's so interessant ist, gibts gleich noch ein Million Bilder obendrauf!


Namensgeber für den 1.000.000-$-Highway?

Am Molas Pass (3325m) im Herbst …

Der 'Marienplatz' von damals

Bunte Fassaden in Silverton …

Gutes Essen darf nicht fehlen!

Hamburger gibts natürlich auch …

Ein alter Ford? Ob er noch fährt?

Auch Brummis hat 'Coleman' früher gebaut

Hier dreht(e) sich alles um Bergbau:

Die Yankee Girl Mine war die reichste …

Luxus-Wohnungen für die Minenarbeiter

Infotafel zur 'Yankee Girl Mine'

 

Canyonland Nat'l Park - Needles Section

Vom Nordende des Million Dollar Highway bei Ouray ist es nur ein Katzensprung über das Uncompahgre Plateau und die La Sal Mountains (3877m) hinüber ins Canyon Land, das oben bei Moab mit dem bekannten Arches NP (siehe hier ) beginnt und sich bis zum Grand Canyon, tausend Meilen weiter südlich (siehe hier ) erstreckt. Damit landen wir im wohl interessantesten, weil abwechslungsreichsten Landstrich des amerikanischen Westens!

Als erstes neues Highlight empfängt mich der Canyonland NP, genauer gesagt die Needles Section. Natürlich ist auch dort kein Nachtplatz zu ergattern (Nationalpark!); doch vor den Toren locken zwei Dutzend kostenlose Boondockingplätze. Die sollen für die nächsten Tage meine Heimat werden. Denn neben einer ausgiebigen Wanderung zwischen den Needles droht ein Wetterumschwung mit Schnee und Regen, der mich zwei Tage lang gefangenhalten wird.

Da mir langsam die Worte ausgehen, die Faszination dieser Landschaft in Worte zu fassen - herrlich, grandios, faszinierend, atemberaubend habe ich doch schon arg oft hier stehen! - lasse ich einfach die Bilder sprechen …


Silhouette der 'Needles Section' im Canyonland Nat'l Park (Utah).

Der Newspaper Rock am Eingang zum Park.

Die Bedeutung der Figuren ist unklar!

Wetterumschwung am Hamburger Rock …

Belohnung für zwei Tage 'Stubenhockerei'.

Den rechten Weg zu finden ist nicht einfach!

Kletterei im Needles Nationalpark.

In den Seitentälern der Needles…

Herrlicher Nachtplatz … weit weg vom Park!

 

Muleys Point und Valley of the Gods

"Kehre niemals an einen Ort zurück, an dem es dir besonders gut gefallen hat!" Unter diesem Motto steht im Grunde die gesamte Reise. In dieser Region des amerikanischen Westens aber gibt es derart viel zu entdecken, dass ich beim ersten Anlauf gar nicht alles abklappern konnte. Schon des drohenden Winters wegen, der mir schon damals im Nacken saß! Und so lande ich doch wieder an einem der Highlights von damals, dem Muley Point, von dem man diesen grandiosen Blick auf das Monument Valley genießen kann. (Sorry, mir fällt einfach kein anderes Attribut ein, das diesen Blick beschreiben könnte.)


Grandioser Ausblick am Muley Point.

Monument Valley, 700 Meter weiter unten …

Abfahrt über den Moki's Dugway

Sonnenaufgang überm Monument Valley

Tags darauf gehts auf einem kleinen Umweg - die unbefestigte Serpentinenpiste (#261) namens Moki's Dugway darf ich aus Gewichtsgründen nicht mehr befahren - hinunter ins Valley of the Gods, direkt eine Etage unterhalb des Muleys Point … und im Grunde schon Teil des Monument Valley. Warum das Tal diesen ulkigen Namen trägt, konnte ich nicht herausfinden, doch viele der pittoresken Felstürme, die für das Monument Valley so typisch sind tragen Namen, die im weiten Pantheon der Navajo vorkommen. Eine etwas holprige Piste führt mitten zwischen den Göttern hindurch, anders als im eigentlichen Valley darf man jedoch ohne Navajo-Führer unterwegs sein und gerne über Nacht bleiben - was ich gnadenlos ausnutze!


Wenn man die Aussicht zu sehr genießt …

Die letzten Sonnenstrahlen …

Nach schwerem Regen erblüht die Wüste …

Um ein Haar hätte ich hier kapituliert!

Am nächsten Morgen jedoch erwache ich inmitten einer riesigen Pfütze - die ganze Nacht über hatte es geregnet. Im Nu steht die halbe Piste unter Wasser - und bevor das nicht abgelaufen ist, macht es wenig Sinn, weiterzufahren. Gegen Abend ist das Gröbste überstanden, nur zwei, drei kleinere Flüsschen führen noch Hochwasser. Doch da muss die Lady Grey eben durch!


Um ein Haar hätte ich hier kapituliert!

Das Valley of the Gods ist wunderschön.

Die Piste hat es nach viel Regen in sich.

Einladender Nachtplatz …

Nach einer weiteren Nacht in dieser göttlichen Region rolle ich auf hinlänglich bekannter Teerstraße hinunter ins eigentliche Monument Valley, das ihr ja nicht nur aus meinen früheren Berichten (siehe hier ), sondern auch aus jedem Führer über den Westen der USA kennt.


Die bekannte Silhouette des Monument Valley

Vom Monument Valley aus führen nur zwei Straßen Richtung Süden: entweder man rollt über Tuba City direkt zum Grand Canyon … oder man legt einen Schlenker über Page am Ufer des Lake Powell ein … gönnt sich ein paar Tage Auszeit … staunt über den massiv gesunkenen Pegel des Stausees … schaut beim alljährlichen Festival den farbenfrohen Heißluftballons zu … und findet neue Freunde! Dreimal dürft ihr raten, wofür ich mich entschieden habe!


Die alljährliche Ballonparade in Page …

Die alljährliche Ballonparade in Page …

Nur noch ein müdes Stauseelein …

Am Staudamm wird Wasser abgelassen …

"Tja, das wars, was mich am amerikanischen Westen bislang am meisten beeindruckt hat!", gestehe ich meinen Strandnachbarn und ernte nur hochgezogene Augenbrauen: außer den Needles hatten sie von keinem meiner Highlights etwas gehört. Aber so ist das nun einmal, wenn man gezielt die zweite Garnitur an Sehenswürdigkeiten in den Vordergrund stellt!

 

Grafik

Der Zion-Loop

Eine der Top-Attraktionen hatte ich allerdings vor zehn Jahren ausgeklammert: den Zion Nationalpark. Damals lag er irgendwie genauso wenig am Weg wie heute … und überlaufen war er sowieso … damals schon! Doch diesmal will ich es genauer wissen! Auf der Karte suche ich mir also eine 8er-Route aus, um möglicht viel von dieser eindrücklichen Gegend kennenzulernen. Eine Frage bleibt allerdings offen: "Passe ich durch den Mount-Carmel-Tunnel überhaupt durch?" Er bildet das Nadelöhr des gesamten Parks: nur 3,40 Meter ist er hoch, die Lady Grey aber misst 3,50 Meter. Na ja, notfalls heißt es eben: umkehren!


Der Campground auf dem Kaibab Plateau

Viel aufregender ist allerdings erst einmal die Anfahrt: der Camp am Jacob Lake, von dem aus man im Sommer den Nordrand des Grand Canyon erkunden kann, liegt auf 2500m Seehöhe. Und nun mitten im Schnee! In der letzten Nacht hat es geschneit; nicht viel, aber genug, um die Straßen spiegelglatt zu machen. Wie auf rohen Eiern balanciere ich die zehn Tonnen der Lady Grey über die gefrorenen Stellen. Bevor es gar zu schlimm wird, kommt mir schon der Schneepflug entgegen, der eine fette Ladung Streusalz verteilt. Kurz darauf ist die Straße wieder frei … und das Unterkleid der Lady weiß und salzverkrustet! Igittt!!!!!

Die Weiterfahrt ist dann aber höchst beeindruckend: bei Kanab wird die Landschaft wieder spektakulär und die Aaahs und Ooohs steigern sich mit jedem Kilometer, den der Highway #9 weiter gen Westen führt, hinein in den Zion Nationalpark.


Der Zion National Park ist schon eindrucksvoll!

Landschaft im Zion National Park …

Landschaft im Zion National Park …

Die Bergsilhouette ist einfach grandios!

Irgendwann stehe ich schließlich vor dem entscheidenden Nadelöhr: dem Mount-Carmel-Tunnel. Passe ich da wirklich hindurch? 11'-4" (3,40m) zeigt das Schild am Rand, 13'-1" (3,95m) das am Scheitelpunkt. Whow, das wird knapp, die Lady Grey misst schließlich 3,50m in der Höhe. Zum Glück sind die Amis auf solche Monster vorbereitet, ihre eigenen RVs sind ja noch viel größer! Nach dem Kauf eines speziellen Permits (15 USD) wird kurzerhand der Gegenverkehr angehalten und ich kann - immer schön in der Mitte - den Tunnel passieren. Viel Luft bleibt aber trotzdem nicht! "Mit Geld ist in den USA eben allles möglich!" denke ich mir am Schluss und wische mir die Schweißtropfen von der Stirn.

Die Serpentinenstraße die weiter in die Tiefe führt ist wieder prima zu fahren. Unten im Tal jedoch kippe ich endgültig aus den Latschen. Springdale, das kleine Städtchen beherbergt die Einwohnerzahl von New York: die Straße ist bis zum Abwinken gesäumt von Hotels, Motels und Camps. Überall wimmeln Heerscharen von Touris herum, die Busse, die zur eigentlichen Attraktion, dem Zion Canyon verkehren, sind rappelvoll und nirgendwo ist ein Parkplatz zu finden - für die USA ein absolutes Unding! So bleibt mir zumindest die Entscheidung erspart, ob ich mich selbst auch noch in den Canyon quetschen soll …

Viel lieber suche ich mir bei Virgin City, ein paar Kilometer weiter, ein ruhiges Plätzchen und gönne mir einen frisch gebrühten Cappuccino, dazu ein, zwei süße Bagels … Die vielen tollen Eindrücke müssen schließlich verdaut werden!


Höhepunkt im Zion NP ist der Mount Carmel Tunnel …

Hinter dieser 300 Meter hohen Felswand versteckt er sich

In Virgin City ist Alles auf Massentourismus eingestellt.

Die Rückfahrt steht dem Zion NP nur wenig nach!

Nun stehe ich wieder auf dem netten Platz am Strand des Lake Powell und überlege, wie es weitergehen soll. Soll ich mich wirklich noch drei Wochen in der Kälte herumtreiben, um Anfang Dezember den angedachten Heimaturlaub anzutreten … oder soll ich auf kürzestem Weg in den Süden rollen, wo es viele Grad wärmer ist und es auch noch einiges zu entdecken gibt? Schließlich ist der gesamte Süden Arizonas bislang Terra Incognita! Lasst euch also wieder einmal überraschen!


Button Rechts geht's weiter, ich weiß nur noch nicht wo …



Fußnoten:

[1] Der Film »Oppenheimer« ist durchaus einen Kinobesuch wert! Oder einen Streaming-Abend! Dort erfahrt ihr auch mehr zum persönlichen Verhältnis zwischen Oppie und General Groves. Das war nicht immer nur entspannt!

[2] Eine detailliertere Bescheibung der - sehr viel komplexeren - Hintergründe findet ihr u.a. bei http:/wikipedia.de/Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 

[3] Präsident Franklin D. Roosevelt war erst am 12. April 1945 an einer Hirnblutung verstorben; Truman, sein Vize wurde damit automatisch zum Präsidenten.

[4] Nicht zuletzt durch ein paar dutzend Spione, zu denen Oppenheimer nachweislich nicht gehörte, gelingt der UdSSR die Aufholjagd! Die Technologie liegt quasi 'in der Luft', sodass unterschiedliche Nationen ihre ganz eigenen Bomben entwickeln können - auch ohne Spionage!

[5] Die sogenannte 'Trinkwasser­aufbereitung' mit einer weiteren Pumpe, einem doppelten Katadyn-Keramikfilter und einer UV-Desinfektion (grün gezeichnet) habe ich schon vor Jahren ausgebaut, weil nie benutzt. Mit einem 'einfachen Camper' ist das System natürlich nicht zu vergleichen: im Grunde täte es ein 20-Liter-Kanister und eine einfache Tauchpumpe auch! emoticon Die großen Tanks und die feste Installation haben dennoch ihre Vorzüge!