
Reiseland Mittelamerika
Mexiko, Belize, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama könnten unterschiedlicher kaum sein. Trotzdem möchte/muss ich sie hier zusammenfassen, um ein paar allgemeine Anmerkungen loszuwerden.
Von den sieben Ländern Mittelamerikas (acht, wenn ihr El Salvador, das ich nicht besucht habe, mitzählt) ist Mexiko dasjenige, das die meisten und nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen hat. Abgesehen davon, dass es ein echt schönes Land ist, sehe ich dafür folgende Hauptgründe:
- Die geografische Ausdehnung des Landes von ca. 38°N bis ca. 15°N sowie ca. 118°W bis ca. 87°W;
- Die riesige Bandbreite der Natur: von eisigen Bergriesen (der Popokatepepetl erreicht 5452m) über einsame Wüsten bis hin zu idyllischen tropischen Sandstränden und Mangrovenküsten ist hier alles zu finden;
- Die Vielfalt der Kulturen, allen voran die sagenumwobenen, für ihre Zeiten wissenschaftlich wie künstlerisch sehr hoch entwickelten Maya, Azteken und Tolteken;
- Die Freundlichkeit, Aufgeschlossenheit und Vielfalt der Menschen;
- Niedrige Preise und eine vorhandene, aber nicht exzessiv ausgebaute Touri-Infrastruktur machen das Reisen zum Genuss (Tourihochburgen wie Cancún mal ausgeklammert);
- Nicht zuletzt die Situation als erstes der bereisten Länder Lateinamerikas. Beim ersten Kennenlernen sind die Eindrücke bekanntermaßen tiefer und andauernder.
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Mexiko mit Abstand 'Platz 1'.
Belize ist mit Abstand das kleinste und "andersartigste" Land in Lateinamerika. Schon allein durch seine Landessprache (vorwiegend Englisch!), seine anglikanisch dominierte Geschichte (früher eine Hochburg der Piraten) und das karibische Flair, das von den Antillen und Jamaika herüberschwappt. Reisetechnisch gesehen ist es das einzige Land, in dem eine Art Haftpflichtversicherung für Fahrzeuge vorgeschrieben ist; in den restlichen Ländern fährt das Gros der Vehikel ohne jeden Versicherungsschutz. Besser, wenn man da in keinen Unfall verwickelt ist!
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Belize 'Platz 4'.
Neben Antigua, der ältesten Stadt Lateinamerikas und dem malerischen Lago de Atitlán bleibt von Guatemala vor allem eines in Erinnerung: fehlende Wegweiser. In keinem anderen Land fand ich - gerade an wichtigen Abzweigungen oder Kreuzungen - weniger Wegweiser als hier! Die Einheimischen wissen natürlich, wo es langgeht, und weisen gern und hilfsbereit - und in verständlichem Spanisch den Weg ...
Rein fahrtechnisch muss ich sagen, dass Guatemala die wenigsten gut ausgebauten Straßen hat. Auf den restlichen nimmt man sich besser sehr viel Zeit, um das Land zu erkunden. Hat ja auch wieder seine Vorteile!
Die größten Sehenswürdigkeiten solltet ihr aber auf keinen Fall links liegen lassen:
- Die älteste Stadt Lateinamerikas: Antigua
- Den höchst malerisch zwischen Vulkanen eingebetteten See: Lago de Atitlán
- Die Mayastätte in der abgelegenen Peten-Region: Tikal
- Die riesigen Kaffee-Plantagen an den Hängen der: Cordillera Central
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Guatemala 'Platz 2'.
Nach der Mayastätte Copán war Honduras im Grunde nur ein "Durchreiseland", wenn auch ein sehr attraktives. Dem Blog kann ich daher wenig hinzufügen.
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Honduras 'Platz 5'.
Über Nicaragua kann ich im Grunde auch nicht viel berichten. Zwei Tage sind einfach zu kurz, um etwas Belastbares über ein Land sagen zu können. Von Anfang an war Nicaragua nur als 'Durchreiseland' geplant, obwohl es sicher Wert gewesen wäre, den einen oder anderen Ausflug einzulegen. Nur irgendwann legt auch die Neugierde einmal Pause ein, wenn einen die Vielfalt der Eindrücke überschwemmt. Spätestens nach Copán (Honduras) war der Speicher voll.
Was mir in Erinnerung bleibt, sind die vergleichsweise guten bis sehr guten Straßen, die für diverse Nachbarländer als Vorbild herhalten könnten! Und eine unerwartete Sauberkeit auf und neben den Straßen! Auch hier könnten sich die Nachbarländer eine Scheibe abschneiden!
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Nicaragua 'Platz 6'.
Well, Costa Rica war - ihr könnt es ja den Worten weiter oben schon entnehmen - nicht unbedingt das Highlight der Mittelamerika-Etappe. Landschaftlich hat es zwar eine ganze Menge zu bieten: Regenwald und Nebelwald an den Hängen der zentralen Kordillere, (aktive) Vulkane könnt Ihr aus der Nähe bestaunen, daneben Kaffee- und Bananenplantagen jeder Größe, herrliche Strände zum Ausspannen und eine Tier- und Pflanzenwelt, die man eben nur in den Tropen findet!
Als Reiseland für den Pauschaltouristen - die allermeisten fahren mit dem Leihwagen durch die Lande - hat es durchaus seinen Reiz, da es relativ viel 'Exotisches' auf überschaubarem Raum bieten kann. Die Entfernungen sind nicht riesig und man kann das Land durchaus in drei Wochen 'abhaken'.
Ob allerdings die Eintrittsgelder, die man bei allen 'Sehenswürdigkeiten' auf den Tisch blättern muss, in einem gesunden Verhältnis zu dem Gebotenen stehen? Da darf ich doch mal ein dickes Fragezeichen anfügen. Für zehn US-Dollar bekommt man in anderen Ländern einiges mehr geboten als - sagen wir - zehn Orchideen im Plastiktopf oder fünf Aquarien voller einsamer Fische. Viele der 'Sehenswürdigkeiten' hatte ich schon deshalb vorab von meiner Liste gestrichen: 55 US-Dollar für einmal Baden gehen (Thermen in Fortuna), 60 US-Dollar für einen Nachmittag auf dem Pferderücken oder Zimmerpreise ab 120 US-Dollar (pro Tag) kühlen mein Interesse gewaltig ab!
Obwohl Detlev Kirst in seinem Reiseführer (Reise-Know-How Costa Rica, ISBN 978-3-8317-1947-1) seinerseits schon zahlreichen Angeboten kritisch gegenübersteht, würde ich persönlich noch ein paar weitere Fragezeichen anfügen. Allerdings ist es auch ein großer Unterschied, ob ihr in den kostbarsten Wochen des Jahres eben dieses eine Land kennenlernen wollt - vielleicht als einziges in dieser Region - oder das Land eben nur eine weitere Etappe auf dem Weg durch Amerika ist - und sich von seinen Nachbarländern im Grunde nur in einem unterscheidet: in den Preisen. Denn die liegen ein Vielfaches über denen der Nachbarländer.
Mein letzte Wort gilt dem Straßennetz: Ein paar wenige der ausgesprochenen Touristenrouten sind passabel ausgebaut (da wurden offenbar die Millioneneinnahmen aus der Tourismussteuer investiert); die restlichen Routen sind in einem erbärmlichen Zustand. Mehr als einmal hatte ich den Eindruck, dass die angepriesene 'Naturbelassenheit' mancher Landstriche als Ausrede herhalten muss, wenn es dort eben keine oder nur rudimentäre Infrastruktur gibt. Wenn die Besucher aber mit dem Flugzeug oder Helikopter eingeflogen werden, um einen Nachmittag 'Natur' zu genießen, darf ich mir schon ein paar Fragen stellen ...
Das einzige, was ich in Costa Rica vorbehaltlos empfehlen kann, sind Apfelstrudel und Cappuccino bei Tom in Nuevo Arenal (German Bakery). Ob sich allein deshalb aber der Flug lohnt?
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Costa Rica dennoch 'Platz 3'.
Well, bezüglich Panama selbst kann ich meinem Bericht wenig hinzufügen.
Nur zu den Panameños muss ich noch ein paar Worte verlieren! Wenig rühmliche Worte, fürchte ich! Früher einmal hatte ich die Deutschen als 'Muffel' bezeichnet, die verschlossen sind, unfreundlich und unnahbar. Mit denen man schwer in Kontakt kommt, schwer Freundschaften schließen kann. Die zum Lachen schon mal in den Keller gehen müssen. Im Vergleich zu Panameños aber sind sie die aufgeschlossensten, freundlichsten und herzlichsten Menschen dieser Welt! Insofern muss ich mein 'Urteil' von damals gehörig revidieren. Ich kann nicht sagen, woran es liegt, dass die Panameños so sind. Meine geringen Sprachkenntnisse allein können es kaum sein, denn untereinander verhalten sie sich nicht viel anders!
Da kann es schon passieren, dass man an der Theke eines Geschäfts steht ... oder an der Rezeption eines Hotels ... oder an einem Schalter, an dem man einen Stempel braucht, und die werte Verkäuferin ... oder Rezeptionistin ... oder Beamtin (oder ihre männlichen Pendants) kümmern sich minutenlang (viele Minuten lang) lieber um ihren eigenen Kram. Tippen in Seelenruhe eine Message ins Smartphone, plaudern mit der Kollegin, stapeln Papiere von links nach rechts ... oder gucken einfach nur Fernsehen (in jedem Laden/Hotel/Büro hängt einer). Würdigen den Kunden/Gast/Antragsteller dabei keines Blicks. Diesem Eindringling. Schauen provokativ zur anderen Seite, wenn sie Zentimeter vor ihm vorbeilaufen. Bestenfalls ist er Luft, im schlimmsten Fall jemand, für den sie das Nichtstun unterbrechen und - schlimmer noch - etwas arbeiten müssen!
Hat man dann doch einmal ihre werte Aufmerksamkeit gewonnen, werden nur die allernötigsten Worte gewechselt. Kein Wort zu viel! Vor allem ja kein Lächeln - oder gar Augenkontakt! Für gewöhnlich schaut man nicht einmal in Richtung des Gegenübers, wenn man mit ihm oder ihr spricht! Für mich fühlt sich das einfach nur ätzend an!
Nicht alle Panameños sind so. Ausnahmen bestätigen wie überall die Regel! Ich habe auch hilfsbereite Menschen getroffen. Viele, die ich nach dem Weg fragen musste. Viele, die mir bei der Verschiffung halfen. Aber auch hier hatte ich oft den Eindruck, dass sie froh waren, wenn ich wieder fort war. Ein halbes Dutzend Mal wurde ich auf der Straße angesprochen, um über die Reise zu plaudern ... oder über Europa ... oder auch nur das Wetter. Alle waren ... Kolumbianer!
Es tut mir leid, das sagen zu müssen: aber in keinem Land habe ich mich so wenig willkommen gefühlt wie in Panama. In Costa Rica war ich wenigstens noch die Kuh, die man melken konnte. Hier fühle ich mich nur als unerwünschter Fremdkörper! Welch ein Unterschied zu Mexiko oder Guatemala - oder gar zu Canada (deren Menschen für mich ein Vorbild an Höflichkeit, Freundlichkeit und Kundenorientierung bilden)!
In meiner persönlichen Rangliste der Länder Mittelamerikas belegt Panama mit weitem Abstand 'Platz 7'.
Ganz allgemein ...Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: alle genannten Länder sind recht einfach und mit den 'normalen' Papieren zu bereisen. Ein ausreichend lange gültiger Reisepass und die deutsche Zulassung fürs Auto reichen vollauf. Ein Carnet de Passage (Zollpapier) ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich und die (teilweise) notwendigen Haftpflicht-Versicherungen könnt ihr vor Ort abschließen.
Auch zum Thema Sicherheit kann ich nichts Negatives berichten. In keinem der Länder habe ich mich irgendwie unsicher oder unwohl gefühlt. Campingplätze sind - außer in Mexiko - ein arges Fremdwort. Wenn ihr doch mal einen findet, ist er mit europäischen Verhältnissen nicht vergleichbar! Daher suchte ich meine Nachtplätze größtenteils JWD und habe keine schlechten Erfahrungen gemacht. Fingerspitzengefühl und ein gerüttelt Maß an Erfahrung sollte man dabei aber mitbringen. Für 'jedermann' kann ich das nicht empfehlen! (Sorry, dieser Hinweis ist aus rechtlichen Gründen erforderlich!) Bei vielen Hotels und Restaurants darf man im Garten oder auf dem Parkplatz übernachten, oft gegen ein kleines Entgelt oder ein eingenommenes Essen. Im Netz gibt's inzwischen zahlreiche Seiten und Apps, die mögliche Stellen zum Wildcampen beschreiben.
Die Menschen sind in allen Ländern freundlich, hilfsbereit und am Reisenden interessiert (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel, siehe Panama). Mit ein paar Brocken Spanisch findet ihr euch überall zurecht und die Menschen freuen sich, wenn ihr es zumindest versucht! So radebrechend es auch sein mag.
Den Vergleich zu den USA müssen die Länder - reisetechnisch gesehen - nicht fürchten! In den USA (und Canada) ist das Reisen zwar um Welten einfacher, unkomplizierter ... aber eben auch mit weit weniger Eindrücken verbunden! Die wiederum findet ihr weiter südlich, auch wenn ihr dafür auf eine durchorganisierte Touri-Infrastruktur verzichten müsst. Verzichten könnt würde es in meinen Augen besser treffen!
Wenn folglich 'Nordamerika' auf eurem Reisewunschzettel steht, solltet ihr Mittelamerika - mindestens aber Mexiko und Guatemala - nicht ausklammern!
Well, soweit meine persönlichen Anmerkungen zu Zentralamerika.

Die geliebte Statistik:
![]() |
Aufenthaltsdauer: | 245 Tage (8 Monate, 3 Tage) | |
![]() |
Gefahrene Kilometer: | ca. 15'200 km | |
![]() |
Spritkosten: | ca. 2'100 Euro | |
![]() |
Lebenshaltungskosten: | ca. 1'900 Euro | |
![]() |
Übernachtungskosten: | ca. 1'150 Euro | |
![]() |
Durchschnittliche Kosten pro Tag: [1] | ca. 92 Euro |
Fußnoten:
(die Nummern führen zurück zur jeweiligen Textpassage ...)
[1]
Durchschnittskosten beinhalten neben den eigentlichen Reisekosten auch alle Fixkosten in der Heimat wie Krankenversicherung, Anwalt, Telefon und Mitgliedschaften (BDAE, ADAC) u.ä.