Ein neues Mindset, eine neue (persönliche) Philosophie entsteht nicht von jetzt
auf gleich. Auch Gedanken müssen reifen. Wie guter Wein. Oder der Käse dazu. Anhand der folgenden (zeitlich sortierten) Zusammenstellung meiner Themenblogs könnt ihr - hoffentlich - nachvollziehen, wie die Überzeugung vom selbstbestimmten Ende über die Jahre hinweg gereift ist und sich schließlich 2023 konkretisiert hat.
Jan
2003
Vorzeigemodell der Evolution?
Die Natur hat mein persönliches Lebensmodell als »evolutionär nicht erstrebenswert« eingestuft,
d.h. nicht wert, an die nächste Generation weitergegeben zu werden! Warum? Keine Kinder zu haben heißt: keine Weitergabe der eigenen Gene!
Aber es zählen ja nicht nur die genetischen Nachkommen, sondern auch die Kinder der eigenen Ideen, der eigenen
Überzeugungen und der eigenen Vorstellungen, wie ein Leben gelebt werden kann! Damit auch andere Menschen, die die eigenen Ideen übernehmen, vielleicht nachleben … möglicherweise sogar an ihre eigenen Nachkommen weitergeben. Gute Ideen werden niemals aussterben!
Daher macht es durchaus Sinn, auch ohne eigene Kinder das Leben bewusst und bis zum Ende zu leben und die
eigenen Ideen zu publizieren! Und ›bis zum Ende‹ darf durchaus als ›bis zum selbstbestimmten Ende‹ gelesen werden!
[Nachtrag 02/2025: Ein Sammelsurium meiner Ideen findet ihr seit Kurzem im Homo Vagabundus
, meinem jüngsten »Bestseller«
]
Ein ewiges Rätsel will ich mir bleiben und Anderen!
(König Ludwig II.)
Dec
2014
»Errungenschaften« der Menschheit
Seitdem Homo Sapiens die Erde bewohnt, reiht sich eine »Errungenschaft« an die andere:
die Bändigung des Feuers, die Erfindung des Rades, die Sesshaftwerdung, die industrielle Revolution, die digitale Revolution. Auch die Fortschritte im medizinischen Bereich sind erstaunlich, vor allem in den letzten Jahrzehnten.
Den Menschen scheint es mit diesen Errungenschaften - auf den ersten Blick betrachtet - stets besser zu gehen als zuvor. Für das menschliche Individuum sind die Vorteile nicht von der Hand zu weisen, doch womit bezahlt das die übrige Menschheit - mal abgesehen von unseren tierischen und pflanzlichen Mitbewohnern? Nach der Sesshaftwerdung bzw. der Agrarrevolution vermehrte sich die Weltbevölkerung rapide, und seitdem die großen Seuchen durch Impfungen und verbesserte Hygiene weitgehend beherrscht werden, explodiert die Weltbevölkerung. Im Januar 2022 umfasste sie rund acht Milliarden Menschen, Tendenz weiterhin stark steigend.
Keine der (R)Evolutionen blieb ohne Auswirkungen auf die Natur. Während der Mensch immer neue
Lebensräume eroberte, rottete er große Teile der Tier- und Pflanzenarten aus. Manche Wissenschaftler sprechen bereits von 98 Prozent! Seit der industriellen Revolution, mehr noch seitdem fossile Rohstoffe in großem Maßstab verfeuert werden, um dem Individuum ein noch angenehmeres Leben - und den Firmen einen noch größeren Reibach - zu bescheren, wir die Natur nur noch für zwei Dinge missbraucht: als scheinbar endlose Quelle neuer Ressourcen und als ebenso endlose Senke für unseren Zivilisationsmüll! [F1]
Obwohl die Anzeichen seit einem halben Jahrhundert bekannt sind (u.a. durch das Gutachten des »Club
of Rome«, 1972) wird nichts Ernsthaftes dagegen unternommen! Warum? Es würde den Reibach der Firmen ebenso schmälern wie den Komfort des Einzelnen! Ein Teufelskreis ohne Ende - auch als Kapitalismus bekannt! Unterm Strich bleibt also festzuhalten, dass »Fortschritt« in den meisten Fällen nur eine kurzzeitige und lokale Verbesserung darstellt, die andernorts mit gravierenden Nachteilen zu bezahlen ist. [F2]
Inzwischen schäme ich mich - nein, nicht, ein Mitglied der Gattung »Homo Sapiens« zu sein,
sondern ein Mitglied in der Clique der »Alten, Weißen Männer«, die in den vergangenen zweihundert … nein, eher zweitausend Jahren derart viel Leid über die Menschheit - und unsere tierischen wie pflanzlichen Mitbewohner - gebracht hat!
Mit Blick auf die Umwelt musst du dir überlegen, ob du an diesen Schandtaten weiterhin mitwirken willst!
Jan
2015
»Errungenschaften« der Medizin
Ein paar Tage später … wir schreiben bereits das Jahr 2015 …
In der Medizin sieht das nicht anders aus! Die medizinisch mögliche Verlängerung des
Menschenlebens mag für das betroffene Individuum (oder seine Angehörigen) durchaus vorteilhaft erscheinen. Aber wie sieht das für die Gesellschaft aus (Pflegeheime, Rentenkassen)? Oder viel wichtiger: Was empfindet der Betroffene dabei? Kann sich ein Mensch, der nur mit Hilfe teurer Medikamente oder Maschinen am Leben erhalten wird, kann er sich noch am Leben erfreuen? Welchen Sinn sieht er darin, auf Kosten der Allgemeinheit am Leben erhalten, durchgefüttert zu werden?
Wäre es nicht ein Zeichen des Respekts vor den Mitmenschen, ein Zeichen der Liebe zu Angehörigen, ja ein Zeichen
der Wertschätzung dem Leben selbst gegenüber, sich - wie das in früheren Zeiten die Ureinwohner Amerikas taten - beizeiten zurückzuziehen, sich von der Sippe zu trennen und im Wald auf den Tod zu warten. Beizeiten heißt ja nicht in jungen Jahren, sondern dann, wenn er/sie zur Last für die Sippe wird. Bei vielen Naturvölkern wird das noch heute so gehandhabt. Ethisch sehe ich darin keinerlei Übel - bin aber vermutlich der Einzige, der so denkt!
Nur in den westlichen Zivilisationen wird der Tod auf Teufel komm raus verdrängt. Warum? Er gehört doch
zum Leben dazu - wie die Geburt! Mit dem Tod - respektive dem Sterben - ist allerdings auch ein Heidengeschäft zu machen. Jeder hat Angst davor und würde sein letztes Hemd geben, dem Sensenmann zu entrinnen - und wäre es nur für kurze Zeit. Denn ein wirkliches Entkommen ist per definitionem ausgeschlossen!
Zu meinem Leidwesen gibt es jedoch Viele, die diese Angst wahlweise schüren (Popen) oder ausnutzen (Kliniken, Ärzteverbände u.ä.), die den Menschen mithilfe kostspieliger Medikamente oder ausgeklügelter Maschinen am Leben erhalten. Oder an dem, was sie für sich selbst als »Leben« definiert haben: ein schlagendes Herz, messbare Hirnströme.
Ob dieses Leben noch human, noch menschenwürdig ist, steht in diesen Kreisen überhaupt nicht zur Debatte:
ein Menschenleben muss erhalten werden! Koste es, was es wolle!
Für mich persönlich ist die Vorstellung, an irgendeiner Maschine zu hängen, die mich künstlich am Leben erhält,
der absolute Albtraum! Bei der Überarbeitung meiner Patientenverfügung werde ich das nochmal in aller Deutlichkeit zum Ausdruck bringen müssen! Sehr viel besser wäre es allerdings, gar nicht erst ins Krankenhaus (oder Altenheim oder Pflegeheim) zu kommen! Die Reißleine zu ziehen, solange noch Zeit dazu ist … bevor die ersten - ernsthaften - Wehwehchen einsetzen! Denn wer weiß, ob ich dann noch die Kraft und den Elan dazu habe, den letzten Schritt wirklich eigenständig zu gehen.
Lieber ein paar Tage früher Schluss machen!
Auf jeden Fall aber vorbereitet sein!
Jun
2015
»Aufhören, wenn's am schönsten ist«
Diese Einstellung ist bei vielen Unternehmungen
des täglichen Lebens angeraten. Warum nicht auch bei der finalen Unternehmung des Lebens, dem Sterben?
Schon als ich im Vorfeld der Ultimate Journey meine Patientenverfügung
und das Testament verfassen musste, wurde mir klar, wie wenig Schrecken der Tod für mich persönlich bedeutet. Im Gegenteil,
die Vorstellung monate- oder jahrelangen Siechtums, endloser Schmerzen, die nur mit starken Medikamenten
zu lindern sind, die Vorstellung, die einfachsten Dinge des täglichen Lebens nur mit fremder Hilfe
bewerkstelligen zu können, die Vorstellung, ohne Sinn, ohne Inhalt, ohne Selbstbestimmung dahinzuvegetieren:
all das jagte mir unbändige Angst ein! Was war daran noch menschlich?
Mag sein, dass ich durch das deprimierende Ableben meiner Eltern beeinflusst bin: beide mussten ihre letzten
Jahre in Pflegeheimen verbringen, Mutter wegen Krebs, Vater wegen Demenz. Gut, vor beidem bin auch ich nicht
gefeit. Doch ich werde mit allen Mitteln versuchen, dem Siechtum, dem Unmenschlichen zuvorzukommen!
Ihm ein Schnippchen schlagen.
Suizid heißt das Zauberwort. Nein, nicht Selbstmord, vielmehr Selbsttötung,
besser noch Selbsthilfe.
Es soll die letzte - positive - Unternehmung meines Lebens werden!
Ohne Angst. Ohne Schmerzen. Ohne Leid!
Stattdessen mit viel Vorfreude auf das »Wie« ebenso wie auf das »Danach«!
Nov
2015
»Philosophie konkretisiert«
In Hermann Hesses bahnweisender Erzählung »Der Steppenwolf« sieht Harry Haller im Suizid
den ultimativen Ausweg für sein zwiespältiges Leben. Andere Autoren treten in Hesses Fußstapfen: in der Schweiz [F3] beispielsweise hat sich eine Gruppe Philosophen zusammengetan, die den geplanten Suizid als gangbaren Weg schildern, das Leben zu meistern. Eine Philosophie, die mir überaus plausibel erscheint! Offen sein für alles Positive! Das Leben genießen - ohne Fragen nach dem Später! Wenn aber das Negative überhandnimmt, wenn Gram oder Siechtum über dich bestimmen wollen, dann die Reißleine ziehen: Notausgang. Notbremsspur. Und siehe da: mit einem Schlag verlieren all die kleinen Malaisen des Lebens ihre Schrecken! Du hast Platz für das Positive, kannst genießen ohne dich ständig mit dem Elend des unabdingbaren Endes konfrontiert zu finden.
Tatsächlich hat sich auch meine Lebensfreude um viele Punkte gehoben, nachdem ich - nach und nach -
die Philosophie des selbstbestimmten Endes verinnerlicht hatte. Auch wenn es heute (wir schreiben November 2015) völlig abstrus klingen mag: ein klein wenig freue ich mich bereits auf das Ende! Auf das Ende, das ich durchaus etwas bizarr gestalten möchte!
Ins Bett legen und "Tschüss" sagen:
das erscheint mir einfach zu wenig!
Nov
2016
Rücksicht auf die Gesellschaft?
"Wie passt das in deinen kirchlichen und gesellschaftlichen Wertekanon?" werdet ihr fragen.
Die Antwort - ganz ehrlich - lautet: "Beides ist mir sowas von wurscht!"
Schon seit Jugendtagen war ich der ›Andersdenker‹ [F4], das schwarze Schaf, der ›Revoluzzer‹ gewesen. Das hat sich auch nicht geändert, als ich erwachsen geworden bin (bin ich das wirklich schon?
). ›Mainstream‹ war stets mein ärgster Feind gewesen! Von den sogenannten christlichen Kirchen ganz zu schweigen: versuchen sie nicht seit zwei Jahrtausenden, dem Menschen ein selbstbestimmtes Leben auszureden, zu vermiesen, ja zu verbieten. Womit? Mit der Drohung des ›Jüngsten Gerichts‹, mit der Drohung vom Jenseits: Der Tod als ultimatives Damoklesschwert!
Paradies oder Hölle, du kannst wählen, indem du ein »gottgefälliges« Leben führst - gemeint ist
selbstredend ein »papstgefälliges«! Indem du alles beichtest, was dir irgendwie Freude bereitet hat. Indem du dich von den eingebläuten Schuldgefühlen durch eine großzügige Spende an die Kirche »freikaufst«.
Nein, diese verquere Weltanschauung ist nichts für mich!
Man muss kein Experte sein, um herauszufinden, dass unser Körper nach dem Tod zu nahrhafter Erde zerfällt
- völlig unabhängig von der Art des Ablebens! Ein »Danach« gibt es allenfalls für Schöpfungen unseres Geistes, für Bücher, Ideen, Philosophien, die uns überleben. Alles andere ist Humbug! Meinungsmache. Erpressung!
"Und deine Familie? Deine Freunde? Was sagen die dazu?"
Nun, zuallererst ist es ja mein Leben, über das ich gerne auch selbst bestimmen möchte - gerade wenn es um die wirklich wichtigen Fragen geht! Zum anderen sehe ich für die Hinterbliebenen wenig Unterschied darin, auf welche Weise ein Angehöriger aus dem Leben scheidet. Wo liegt der Unterschied, ob jemand nach monatelangem Siechtum, nach Jahren der Pflegebedürftigkeit, nach einem Autounfall oder aber von eigener Hand stirbt? Das Leid der Hinterbliebenen wird vergleichbar sein!
Trotzdem werde ich versuchen, meinen Freunden - viele muss ich ja nicht bedenken - jedes Leid zu ersparen.
Deshalb werde ich mit ihnen auch über meine Absichten sprechen und sie - so gut es geht - darauf vorbereiten. Aber Händchenhalten beim Abschiednehmen wird wohl nicht funktionieren!
Doch alles zu seiner Zeit! Momentan (wir schreiben November 2016) liegt das alles in weiter, weiter Ferne!
Kein Grund jedoch, sich mit dem Thema nicht auseinanderzusetzen! In sich hineinzuhören, Strategien und Möglichkeiten zu erwägen. Also ist erneut die Fantasie gefordert: Fragen nach dem »Wo« und dem »Wie« wollen beantwortet werden, wenn auch nur theoretisch und völlig unverbindlich.
Schmerzlos soll es sein, das Sterben - aber auch ein wenig bizarr, so male ich mir die letzten Stunden und Minuten jedenfalls aus.
Um die letzten Stunden (Tage?) noch eindrücklicher zu gestalten, werde ich mir jedenfalls erlauben, das zu sein,
was ich mir viel zu oft versagt habe: wie eine Frau gekleidet zu sein ... und verschnürt. So klopfe ich die verschiedenen Methoden eines schmerzfreien Freitods auch daraufhin ob, ob sie mit gefesselten Füßen, verbundenen Augen und einem ›Karada Kikkou‹ durchführbar sind. Habe ich mein Lebtag penibel darauf geachtet, mit meinen nicht alltäglichen Neigungen niemanden vor den Kopf zu stoßen, so werde ich mir genau das für die letzten paar Stunden - oder Minuten gestatten!
Also sammle ich Zeitungs- und Buchartikel, Ratschläge von »Experten« und versuche ein Setting
zu finden, das problemlos und zuverlässig funktioniert. Mehr dazu weiter unten
.
Mar
2018
Stickstoff ist die bessere Wahl!
Gestern hatte ich wieder mal Gelegenheit, mich im großen weiten Netz umschauen. Und entdecke prompt andere -
sogar weitaus praktikablere - Methoden als das ›gute alte Kohlenmonoxid‹! Sucht man auf englischsprachigen Seiten, ist das Thema ›Freitod‹ bzw. ›Altersfreitod‹ auch längst kein solches Tabuthema mehr wie auf deutschsprachigen Seiten. Insbesondere ein niederländischer Arzt (Dr. Chabot) und sein australischer Kollege (Dr. Nitschke) treten als Verfechter eines humanen, schmerzfreien und selbstbestimmten Sterbens auf. Geben sogar jede Menge Informationen preis - bis hin zu einem ausführlichen Video, wie es in der Praxis funktioniert. Dr. Nitschke scheint in Australien sogar von Haus zu Haus zu tingeln, um alten Herrschaften vorgefertigte Suizid-Sets anzubieten: Heliumflasche, Plastiktüte und Schlauch. In Deutschland absolut unvorstellbar! Aber ein großer Schritt hin zu mehr Menschlichkeit! Nicht weg von ihr, wie das in den deutschen Medien gerne dargestellt wird.
Offenbar ist ein schmerzfreier Freitod mit weit weniger Vorbereitungen und Komplikationen
verbunden als bislang angenommen. Lässt man das Ableben einmal außer Acht.
Ein, zwei Flaschen Helium für Luftballons (das man in jedem Spielzeugladen kaufen kann) beziehungsweise eine Flasche Stickstoff (die gib's als Inertgas bei jedem Gasfachhändler), eine Plastiktüte und zwei Meter Plastikschlauch sind alles, was vonnöten ist. Einfach zu beschaffen (wie lange noch?), billig und nahezu narrensicher.
Damit ist die Frage, die mich monatelang umgetrieben hat mit einem Schlag vom Tisch. Die Frage nämlich,
wie ich zuverlässig die nötige Menge an Kohlenmonoxid erzeugen könnte. Manche Dinge im Leben werden eben auch einfacher
!
Versuchshalber werde ich mir im Sommer eine Atemmaske besorgen und probieren, ob es mit ihr einfacher geht
als mit dem unansehnlichen und wenig reißfesten Plastikbeutel über dem Kopf. Denn der muss im richtigen Moment - nach dem Ausatmen - möglichst schnell über den Kopf gezogen werden. Das könnte beim geplanten - bizarren - Setting etwas problematisch werden. Die Atemmaske böte da eine Lösung!
Das Grundlegende ist geklärt!
Bleiben noch zwei Fragen offen: "Wann?" und "Wo?"
Apr
2018
Euthanasie in Australien
Beim heutigen Frühstück (wir befinden uns auf der 'Grande Amburgo',
dem Frachter, das uns bzw. unsere Fahrzeuge von Montevideo nach Antwerpen bringt) kommt das Gespräch mit Rob und Gael (einem australischen Pärchen) auf ein interessantes Thema: Euthanasie. Oder wie es bei mir heißt: "Aufhören, wenns am schönsten ist". Beide sind auch schon etwas fortgeschrittenen Alters und haben sich intensiv mit dem Thema »Freitod« bzw. dem »Recht auf die Bestimmung des eigenen Lebens bis zuletzt« beschäftigt.
Rob erzählt von einem Mittel, das in Australien zur Haltbarmachung ("curing") von Frischfleisch
verwendet wird und völlig frei verkäuflich ist. Den Namen wusste er nicht (oder wollte ihn nicht verraten), aber googeln zu »Euthanasie« und »Meat Curing« sollte zum richtigen Ergebnis führen, meinte er. Das Zeug soll grässlich schmecken und unbedingt mit einem Antibrechmittel eingenommen werden!
Weiters berichtet er, dass in Australien ein Gerät entwickelt wird - wohl ähnlich einer Sonnenbank -, in das man
hineinschlüpft und das letale Gas einatmet. Ganz ohne Plastiktüte! [F5] Ganz allgemein aber sei Australien ein Land, in dem jegliche Ansätze von Freitod von den Behörden rigoros verfolgt werden. Bis dahin, dass ältere Menschen nicht mehr nach Südamerika reisen dürfen (z.B. um sich dort die letalen Substanzen zu besorgen). Man tut also gut daran, die eigenen Absichten nicht lautstark kundzutun!
Australien rutscht in der Liste der ›Wunschregionen‹ weit nach hinten!
Aug
2019
Kriterien und Vorkehrungen
Dem oben Geschriebenen mögt ihr vielleicht entnehmen, dass ich ganz heiß darauf bin, meinem Leben endlich
ein Ende zu setzen. Dem ist aber nicht im Geringsten so! Auch ich möchte mein Leben so lange wie möglich genießen! Aber eben genießen - das ist das Zauberwort! Sobald es auf längere Dauer kein Genuss mehr ist, darf ich mich nach Alternativen umtun!
Beispielsweise kann es Situationen geben - Befunde, Bescheide, Lebensumstände - die ich bewusst nicht hinnehmen möchte; die mir das Leben zur Qual machen. Pflegebedürftigkeit, Nicht-mehr-selbst-für-mich-sorgen-können, Nichts-mehr-unternehmen-können, Nichts-mehr-erkennen: von derartigen Situationen spreche ich. Nicht nur vom Unheilbar-krank-sein wie in den meisten Publikationen.
Dennoch möchte ich ein kurzes Vorwort meines Hausphilosophen einflechten (in der für Philosophen
typischen Schreibe): [F6]:
Alle Verantwortung für den Vollzug der eigenständigen aktiven Selbsttötung bleibt beim Vollziehenden selbst, aber eine doppelte Rücksichtnahme von seiner Seite wäre wünschenswert: Auf sich selbst mit der Frage, ob es fair ist, sich solche Gewalt anzutun, insbesondere denjenigen Stimmen im eigenen Selbst, die womöglich anderer Meinung sind. Auf Andere mit der Frage, ob genügend bedacht worden ist, was dieser äußerste Schritt für sie bedeuten wird: Könnten sie durch den Tod des Selbst seelisch oder materiell in eine üble Lage geraten? Oder ist gerade dies die Absicht, ihnen Schwierigkeiten zu hinterlassen und sie zur endlosen Deutung der vollzogenen Selbsttötung zu nötigen? Denn vor allem dieser Tod treibt eine nicht enden wollende Unruhe der Lebenden hervor: Lag es an mir? Was habe ich falsch gemacht? Habe ich etwas übersehen? Was hätte ich tun können?
Wilhelm Schmid
Daher scheint es angebracht, die Beweggründe in einem aussagekräftigen Abschiedsbrief darzulegen. Darin
sollte auch zweifelsfrei zum Ausdruck kommen, dass Andere weder bei der Durchführung selbst ihre Finger im Spiel hatten, noch der Schritt vollzogen wurde, weil sie irgendwelche Dinge getan oder unterlassen hatten, dass die Anderen also keinerlei Schuld trifft - weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinn!
Dieser Pflicht bin ich - hoffentlich - in diesem Blog nachgekommen!
***
In den nächsten Tagen und Wochen werde ich sukzessive Kriterien zusammentragen, die erfüllt sein müssen, um an eine Konkretisierung meiner Pläne zu denken. Wei nicht anders zu erwarten erfolgt dies in einem EXCEL-Worksheet: dort kann ich Punkte verteilen für die diversen - absehbaren - Malaisen. Ist die Punktegrenze von - sagen wir - 100 Punkten erreicht, ist die konkrete Umsetzung angesagt!!! Ich kann nur hoffen, dass ich dazu dann noch in der Lage sein werde! Deshalb lieber schon bei 80 oder 90 Punkten aufhören!
Im Umkehrschuss heißt das allerdings: Du musst sämtliche Vorbereitungen - von der Hardware bis zur
Auswahl der geeigneten Location - lange vorher erledigt haben!
Obendrein werde ich eine Art Checkliste anfertigen müssen: mit Hinlegen und Einschlafen ist's ja heutzutage
nicht mehr getan (Stichwort »Digitaler Nachlass«!) Trotzdem wird meine Anwältin / Testamentsvollstreckerin noch eine Menge zu tun bekommen: vielleicht keine schlechte Idee, ihr eine Art To-Do-Liste vorzubereiten. Mal sehen, was da alles zusammenkommt!
Die Vorbereitungen konkretisieren sich …
es bleibt aber noch viel zu tun!
Jul
2020
»Die große Leere«
Im Frühjahr habe ich innerhalb weniger Monate gleich drei Puzzlesteine meines Ego verloren, über die ich
mich seit frühester Jugend definiert hatte. Einer davon ist die Lust auf Reisen, die anderen haben mit erotischen Vorlieben zu tun, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte (Näheres könnt ihr im Buch »Homo Vagabundus«
nachlesen). In gewisser Weise schien mein gesamtes Ego aus dem Leim geraten. Was aber nichts mit Corona zu tun hatte (wir befanden uns mitten im zweiten ›Lockdown‹), möglicherweise jedoch mit dem Niederschreiben meiner Lebenserinnerungen und -einsichten. Und da fragte ich mich:
Was bleibt übrig vom Ego, wenn sich all die Ecken und Kanten, die mich ausmachen - ausgemacht haben? - verflüchtigen wie Steckerleis im Sommer? Bleibt dann nur noch ein irgendwie funktionierender Kern übrig? Eine Maschine, die mit Essen und Trinken noch ein paar Jahre am Leben erhalten wird? Bin das dann wirklich noch ›Ich‹?
Klaus-Peter (1954 - 20??)
Eine Psychologin, der ich mein Leid klagte, kommentierte nur trocken: "Du wirst lernen müssen, mit Zähneputzen,
Einkaufen und Müll raustragen zufrieden zu sein!" NEIN! Damit konnte - damit wollte ich mich nicht zufrieden geben! Dazu ist das Leben nun wirklich zu schade!
Mein Haus- und Hofphilosoph (Wilhelm Schmid) stieß allerdings ins gleiche Horn: "»Loslassen«
ist die wohl wichtigste Tugend, die wir im Alter erlernen müssen!" schrieb er. Doch wie lernt man »Loslassen«? Und: "Wenn ich drei Viertel meiner Selbst loslassen muss, dann kann ich das restliche Viertel ebensogut sausenlassen!"
Feb
2023
»Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!«
»Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!« Diese Einstellung ist natürlich schwer okay,
hat allerdings einen Haken: Hast du den einen Traum nämlich realisiert, hast ihn Wirklichkeit werden lassen, dann ist ein neuer Traum vonnöten! Einer, der dich im gleichen Maß begeistert wie der eben realisierte! Warum ich das so genau weiß? Ich habe es am eigenen Leib erfahren:
- Beruflich hatte ich mein großes Hobby (die Elektronik) zum Beruf gemacht; gemeinhin wird das als ›Traumberuf‹ bezeichnet. Doch kaum hatte ich ihn drei, vier Jahre lang ausgeübt (Traum erfüllt, Traum abgehakt), suchte ich schon nach einem neuen. Nach einem neuen Traum genauso wie nach einem neuen Job.
- Auch der Traum von den Langzeitreisen, der Unstetigkeit, wie es manche Zeitgenossen bezeichneten, ging in kaum zu erwartendem Ausmaß in Erfüllung (selbstredend mit viel eigenem Zutun). Aber mitten auf der Panamericana (2019, auf der dritten Langzeitreise) bemerkte ich, wie auch dieser Traum ausgeträumt, ja ›abgearbeitet‹ war und mich nicht mehr wirklich erfüllte.
- Ein neues Ziel, ein neuer Traum war jedoch schnell gefunden: der Wunsch vom eigenen - weitgehend autarken - Tinyhouse. Dieser Traum allerdings blieb unerfüllt - vor allem aus typisch deutschen Gründen (siehe oben
).
Danach bemerkte ich, wie sich eine große Leere in mir breitmachte: die großen Träume, die mich ein Leben lang
vorwärtsgetrieben hatten, waren entweder Realität geworden oder an der Wirklichkeit zerschellt. Danach jedoch wollten sich - eigenartigerweise - keine neuen mehr einstellen.
Einigermaßen erschüttert fragte ich, was mir überhaupt noch Freude bereitete. Und kam auf nur zwei Dinge:
- "Wenn Sachen, die ich geplant und gebaut habe, am Ende funktionieren";
- "Watch for Beauty": die gleichnamige Webseite widmet sich sehr ästhetisch der Schönheit des weiblichen
Körpers. Ich spannte den Bogen gewöhnlich etwas weiter und achtete auf "Schönheit" in jeder Lebenslage: die Schönheit eines Sonnenaufgangs, ein Spinnennetz im Morgentau; ein einsamer See; die ersten Schneeglöckchen.
Reinen "Spaßunternehmungen" (respektive "Freizeitaktivitäten") hingegen stand ich ablehnend gegenüber.
Das fing bereits beim Essengehen an! Und mittlerweile zählte ich sogar das "Reisen" dazu! Das große Feuer, das seit frühester Jugend in mir gebrannt hatte, war jedenfalls erloschen. Nicht von heute auf morgen, aber so gründlich ausgetreten, als ob jemand mit der Feuerpatsche vorbeigekommen war.
Auch ein Zündhölzli ist 'mal runtergebrannt!!
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Natürlich machte ich mir Gedanken, warum das so war: War es fehlender Input? - erinnert ihr euch
an »R2D2«? Hatte ich etwa schon zu viel von dieser Welt und seinen Menschen gesehen? Waren etwa meine Erwartungen zu hoch geschraubt?
Wie beim früheren Job war eine immer neue Abwechslung, eine immer neue Herausforderung, ein immer höheres Maß
an »Reizen« notwendig, um mich hinter dem Ofen hervorzulocken! Dreimal, viermal das Gleiche tun, dem wohnte keinerlei Reiz mehr inne: schon im Beruf nicht, beim Reisen auch nicht … und offenbar beim Leben ebenso wenig!
Ausgeträumt!
Die große Leere macht sich breit!
Alabama Hills (California, USA)
Noch immer Vorbild?
Thor Heyerdahl, in vieler Hinsicht ein Vorbild!
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Lese gerade im neuen Buch übers Sterben (Wilhelm Schmid, »Den Tod überleben«, eISBN
978-3-458-77966-7), dass der norwegische
Abenteurer und Forscher Thor Heyerdahl ebenfalls Suizid begangen hat. Ihr erinnert euch vielleicht an seine spektakulären Expeditionen mit den Balsaflößen Kon Tiki sowie RaI und RaII in den 1950-ern und 1960-ern. Seitdem ich ihn 1974 in Stuttgart persönlich kennenlernen durfte [F7] war er zu einer Art »Mentor« für mich geworden. Im Alter von 87 Jahren wurde bei ihm Krebs diagnostiziert, woraufhin er jegliche Aufnahme von Nahrung, Wasser und Medikamenten verweigerte. Innerhalb weniger Tage war er tot - passiver Suizid! Ein willensstarker Mensch war Thor schon immer gewesen!
War er etwa auch in dieser Hinsicht ein leuchtendes Vorbild?